insideDaily 181/19Pitstop - NASCAR 101
Wir schauen uns heute erneut etwas grundlegendes im Oval an: Luftwiderstand. Und vielleicht haben wir ja wieder ein wenig Diskussionsstoff im Forum. ;-)
Am Ende geht es auch beim Drafting nur um Physik und die Luft. Wenn ein Fahrzeug alleine fährt, kämpft es gegen den Luftwiderstand an. Da der Wagen schnell genug ist, wird er von der Luft regelrecht auf den Boden gedrückt. Doch um das zu erreichen, kämpft man permanent gegen eine 'durchsichtige Wand'. Der Widerstand dieser Wand wird dabei exponentiell stärker, je schneller man fährt. Darum hat ein Bugatti auch Unmengen an Pferdestärken, um noch ein paar km/h schneller zu fahren.
Doch bei dem 'auf den Boden drücken' sind wir auch schon bei weiteren Nachteilen. Während sich mehr Anpressdruck positiv auf den Grip auswirkt, hat man zugleich mehr Reifenabnutzung und natürlich auch mehr Spritverbrauch.
Gleichzeitig erzeugt man hinter sich aber auch 'Dirty Air'. Die Luft hinter dem Wagen wird verwirbelt und sobald jemand in diesem Bereich fährt, hat er gegen noch mehr Widerstand zu kämpfen. Kommt der Hintermann aber noch näher, befindet er sich irgendwann im Windschatten. Hier gibt es wiederum weniger Luftwiderstand und man kann plötzlich schneller fahren.
Aber gerade in den Class A Fahrzeugen sollte man jetzt nicht immer den Slingshot machen, indem man mit Überschuss ausschert und den Vordermann überholt. Besonders wenn beide gleich relativ gleichschnell sind, empfiehlt sich Drafting.
Doch was ist Drafting eigentlich genau? Wenn zwei Fahrzeuge möglichst dicht hintereinander fahren (nose to tail), dann ist der Hintermann vollständig im Windschatten und bis auf den oberen Teil des Fahrzeugs ist man regelrecht in einem Vakuum. Damit verringert man den Widerstand, gegen den man ankämpft und kann somit schneller fahren. Im Idealfall berühren sich beide Fahrzeuge, wodurch der Hintermann nun den Vordermann anschieben kann und damit ebenso beschleunigt. Beide fahren damit schneller als vorher und können somit mehr Zeit gewinnen, als würden sie einzeln ihre Runden drehen.
Aber auch Drafting hat Nachteile. Zum einen überhitzt der Motor recht schnell, selbst wenn man den Vordermann nicht berührt und nur das 'bisschen Luft' zwischen den beiden Fahrzeugen anschiebt. Doch genau diese wenige Luft ist der Grund, warum der Motor des Hintermanns nicht ausreichend gekühlt wird.
Dazu kommt, dass der Hintermann zwar Reifen und Sprit spart, jedoch mit weniger Anpressdruck auch instabiler und mit weniger Grip fährt. Je nach Setup und Strecke kann es schwer werden, den Wagen zu kontrollieren. In der Regel wird der Wagen tight, da die Vorderräder nicht genügend Grip aufbauen, aber auch ein looses Fahrverhalten kann die Folge sein.
Und auch der Vordermann bekommt zwei Probleme: Er hat noch mehr Anpressdruck, als vorher und damit noch mehr Reifenverschleiß und mehr Spritverbrauch. Der Anpressdruck steigt dabei nur im vorderen Bereich, hinten wird die Luft nicht mehr vollständig auf den Spoiler geleitet und somit wird das Heck instabiler, bzw. der Wagen loose.
Also immer daran denken, dass jede Medaille zwei Seiten hat.