insideDaily 52/19Pitstop - G-Kräfte
Am Dienstag haben wir ja bereits die Schwierigkeiten der 'idealen Linie' besprochen. Unter anderem hatten wir dabei das Thema der G-Kräfte indirekt angesprochen. Dabei sind wir nur flüchtig auf den Traktionskreislauf eingegangen, der hier eine entscheidende Rolle spielt.
Die Reifen sind das einzige, was das Fahrzeug mit der Strecke verbindet und dem Fahrer überhaupt Beschleunigen, Bremsen und Lenken erlaubt. Es ist dabei wichtig zu wissen, wo die Grenzen des Grips sind und wie man dieses Limit erreicht. Man kann sich dafür einen Kreis als Grenze um das Fahrzeug vorstellen, der in jede Richtung die maximalen G-Kräfte darstellt. Wenn das Fahrzeug steht oder konstant bewegt, befindet sich das Fahrzeug genau in der Mitte des Kreises, sobald man diesen Zustand jedoch verlässt, bewegt sich das Fahrzeug auf die Grenzen zu.
Wo sich genau die Grenze befindet, wird über die Reifen bestimmt. Der Fahrer hat dabei die Aufgabe so nah wie möglich an die Grenzen zu kommen, ohne sie zu überschreiten. Kommt man über eine Grenze, verlieren die Reifen rapide an Bodenhaftung und der Wagen über- oder untersteuert, bzw. die Reifen blockieren beim Bremsen oder drehen beim Beschleunigen durch.
Um diese Grenzen leichter einzuhalten, empfiehlt es sich für den Beginn Lenken, Bremsen und Beschleunigen immer komplett getrennt voneinander zu machen. Somit gehen die Kräfte recht linear in eine Richtung und man findet leichter die Grenzen des Grips. Wenn man diese Grenzen durch ausreichen Training kennen gelernt hat, kann man auch verschiedene Vorgänge kombinieren. Dabei sollte man sich weiter den Kreis um das Fahrzeug vorstellen, um zu verstehen, wohin die G-Kräfte wirken.
Bremst man z.B. stark und lenkt dabei stark nach links ein, dann werden diese Kräfte kombiniert und liegen rechts vor diesem Kreis und damit weit außerhalb des verfügbaren Grips. Dabei kann man die Kurve viel besser innerhalb des Gripniveaus fahren. Dabei bremst man vor dem Turn so stark, dass die Reifen nicht stehen bleiben. Mit dem Einlenken verringert man im gleichen Umfang den Druck auf das Bremspedal. Am Scheitelpunkt sollte man den größten Einlenkwinkel haben und damit gar kein Pedal mehr bedienen. Der Wagen rollt in diesem Moment nur. Danach verringert man nun den Lenkeinschlag wieder langsam und geht im gleichen Maß auf das Gaspedal, bis man schließlich die Lenkung komplett 'öffnet' und gleichzeitig so stark wie möglich das Gaspedal nutzt, ohne die Reifen durchdrehen zu lassen.
Diese Technik benötigt jedoch einiges an Übung, damit man dauerhaft so nah, wie möglich an unserem imaginären Kreis (bzw. dem Limit des Grips) befindet und damit so schnell, wie möglich durch den Turn fährt. Besonders Telemetrie-Tools helfen hier, um die G-Kräfte zu überprüfen. Man kann dabei leicht erkennen, ob diese Kräfte sich in einem Kreis verteilen oder Ausschläge verbucht wurden. Man sollte zuerst versuchen die Kräfte kreisförmig zu verteilen, um schließlich die Kräfte, die diesen Kreis bilden, so weit zu vergrößern, bis man über das Limit kommt und die Reifen nicht mehr den besten Grip bieten.
Was jedoch so leicht gesagt ist, benötigt einiges an Training und Erfahrung. Je mehr man dies übt, desto besser wird die eigene Linie, die Zeiten werden schneller und der Reifenverschleiß geringer.